Der Ex - Erzeuger meines Sohnes
Am Morgen unserer Abreise rief mich meine Freundin an. Sie klang, als wäre etwas schreckliches passiert. Was sie erzählte, wusste ich aber schon. Es ging um meinen Ex, der seit 8 Wochen von seiner Frau getrennt ist, zwischenzeitlich mal wieder bei bei Mutti gewohnt, inzwischen aber eine eigene Wohnung in der Stadt hat. Ich hatte ihr vorher erzählt, dass ich ihn eigentlich anrufen möchte, um selbst zu hören, wie es ihm geht. Sie meinte damals, ich solle das besser lassen, man wisse ja nie, wie die Exen sowas aufnehmen. Ihr jetziger Anruf diente dann dazu, mich sogar zu bitten, ihn anzurufen, weil es ihm scheinbar sehr schlecht ginge. Sie hatte ihn getroffen und er war den Tränen wohl sehr nahe und machte alles in allem einen erbarmungswürdigen Eindruck.
Mein Denkapparat war also wieder in Gang gesetzt. Soll ich wirklich oder lieber doch nicht? Wieviel Groll gegen ihn war noch in mir? Oder war er mir soweit egal, dass mich sein Schicksal nicht interessiert? War ich vielleicht noch schadenfroh? Nein ... all das ist fort. Da ist gar nichts. Und doch war mir klar, dass wir irgendwann reden würden. Ich denke, ich will das Buch über ihn einfach zuklappen können. Abschließend erledigen.
Wir haben seit dem Tag, als er sich vor 12 Jahren endgültig von meinem Sohn verabschiedet hat, nie wieder ein Wort gewechselt, nicht mal zum Gruß. Einige Male sind wir uns über den Weg gelaufen, schließlich wohnen wir in einer Stadt. Auch mein Sohn hat ihn schon einige Male gesehen und es hat ihm immer sehr zugesetzt. Schließlich erkannte nur er seinen Vater ... dieser Mann ihn aber nicht mehr.
Gestern Abend habe ich dann meinen Sohn wieder zu seinen Kumpels gefahren. Den CD-Player im Auto mit meiner neuen CD von Xavier Naidoo gefüttert, den ich nur ganz für mich allein ganz laut und konzentriert hören kann, fuhr ich noch ein Weilchen in der Gegend rum ... landete dann in der City, ging hier noch so durch die Straßen und traf ... meinen Ex. Ich brauchte gar nicht zu überlegen und sprach ihn an. Und wir gingen in ein Lokal und redeten. Als wären die Jahre dazwischen gar nicht gewesen. Allerdings war es ein Gespräch zwischen 'guten Bekannten', vertraut, aber nicht intim. Mein Filius war nur am Rand Thema. Eigentlich wollte ich ihm deutlich machen, wie sehr er sich mit seinem Verhalten an dem Kind versündigt hatte ... aber nach einigen Worten vom Ex war mir klar, dass der Filius nur mein Sohn ist und ich ihm das Kind, diesen jungen Mann, der er ja schon ist, gar nicht wirklich durch derartige Gespräche näher bringen möchte. Und das erste Mal war ich froh, kein Bild von meinem Sohn dabei zu haben. So war die Gefahr, es ihm vielleicht voller Stolz zeigen zu wollen, gebannt ....
Inzwischen ist alles gut so, wie es ist. Und daran möchte ich nichts ändern. Wenn mein Sohn irgendwann mal das Gefühl hat, den Kontakt zu seinem Erzeuger (es fällt mir wirklich schwer, von ihm als 'Vater' zu schreiben!) zu suchen, soll es so sein. Ich werde hier aber nicht 'Schicksal' spielen, wobei ich meinen Ex schon gebeten habe, Nase (mein Kosename für meinen Sohn) die Entscheidung zu überlassen. Er weiß, dass ich immer die aktuellen Anschriften und auch Telefonnummern vom Ex habe und wo er sie finden kann. Wenn er also das Gefühl hat, den Kontakt herstellen zu wollen, kann er das tun. Und er weiß auch, dass ich ihn in allem unterstütze und beistehe. Wir haben oft darüber gesprochen und ich denke, mehr kann ich nicht tun.
Ich weiß nicht, was hier richtig oder falsch ist ... ich habs nicht geübt und kann nur aus dem Gefühl heraus handeln, wobei ich immer hoffe, das Richtige zu tun ....
So saßen wir einige Stunden zusammen und haben geredet. Und nichts regte sich in meinem Bauch. Da ist absolut nichts mehr. Nicht mal wirklich Mitleid. Obwohl er im Grunde ein bemitleidenswerter Mann ist, der wieder einmal vor dem Nichts steht und aufgrund seiner fehlenden Gesundheit auch nicht mehr wirklich die Möglichkeit hat, daran etwas zu ändern. Er ist ein körperliches und psychisches Wrack, der - wie eigentlich auch schon zu unserer gemeinsamen Zeit (17 Jahre) - immer noch an der Realität vorbei denkt und der in seinen Augen nie selbst Schuld an seinem Leben ist ... das sind immer die anderen, die Umstände ... gruselig. Er war schon zu unserer Zeit Tabletten-süchtig und das hat sich ganz dramatisch verschlimmert. Und sein Bewusstsein dafür hat sich noch immer nicht entwickelt ...
Es wird wohl, wenn es nicht wieder zufällig passiert, keine Wiederholung des gestrigen Abends geben. Das Buch ist zu. Und meine damalige Entscheidung, mich von ihm zu trennen, war eindeutig die richtige. Manchmal ist es ja schon so, dass man denkt, 'mit mir' wäre das alles nicht passiert. Aber als er gestern so vor mir saß, war mir klar, dass sein Leben genauso verlaufen wäre, wäre ich an seiner Seite geblieben. Und da ich vor 15 Jahren schon sah, welche Entwicklung sein Leben nehmen würde, traf ich die Entscheidung, lieber allein mit meinem Sohn unseren Weg weiter zu gehen.
Aber es wurde mir auch sehr bewusst, wie sehr mein Kind auch Kind von ihm ist. Viele Ähnlichkeiten, und nicht nur äußere, wurden mir sehr deutlich. Mit dem Leben im Grunde überfordert zu sein, alles aus einem Wolkenkuckucksheim zu betrachten und an alles eher naiv ranzugehen ... da sind sich die beiden erschreckend ähnlich.
Ich bin mit ihm, unserer Vergangenheit absolut im Reinen. Auch das wurde mir gestern Abend mehr als deutlich. Und ich war froh, als ich nachts neben meinem Mann saß, wieder bei ihm und zu Hause war ... in meiner Ordnung, unserem Leben. Und doch wurde mir auch gestern klar, dass sich auch meine Männer in vielem ähneln. Sehr sogar ... aber wen wundert's? ;-)
Mein Denkapparat war also wieder in Gang gesetzt. Soll ich wirklich oder lieber doch nicht? Wieviel Groll gegen ihn war noch in mir? Oder war er mir soweit egal, dass mich sein Schicksal nicht interessiert? War ich vielleicht noch schadenfroh? Nein ... all das ist fort. Da ist gar nichts. Und doch war mir klar, dass wir irgendwann reden würden. Ich denke, ich will das Buch über ihn einfach zuklappen können. Abschließend erledigen.
Wir haben seit dem Tag, als er sich vor 12 Jahren endgültig von meinem Sohn verabschiedet hat, nie wieder ein Wort gewechselt, nicht mal zum Gruß. Einige Male sind wir uns über den Weg gelaufen, schließlich wohnen wir in einer Stadt. Auch mein Sohn hat ihn schon einige Male gesehen und es hat ihm immer sehr zugesetzt. Schließlich erkannte nur er seinen Vater ... dieser Mann ihn aber nicht mehr.
Gestern Abend habe ich dann meinen Sohn wieder zu seinen Kumpels gefahren. Den CD-Player im Auto mit meiner neuen CD von Xavier Naidoo gefüttert, den ich nur ganz für mich allein ganz laut und konzentriert hören kann, fuhr ich noch ein Weilchen in der Gegend rum ... landete dann in der City, ging hier noch so durch die Straßen und traf ... meinen Ex. Ich brauchte gar nicht zu überlegen und sprach ihn an. Und wir gingen in ein Lokal und redeten. Als wären die Jahre dazwischen gar nicht gewesen. Allerdings war es ein Gespräch zwischen 'guten Bekannten', vertraut, aber nicht intim. Mein Filius war nur am Rand Thema. Eigentlich wollte ich ihm deutlich machen, wie sehr er sich mit seinem Verhalten an dem Kind versündigt hatte ... aber nach einigen Worten vom Ex war mir klar, dass der Filius nur mein Sohn ist und ich ihm das Kind, diesen jungen Mann, der er ja schon ist, gar nicht wirklich durch derartige Gespräche näher bringen möchte. Und das erste Mal war ich froh, kein Bild von meinem Sohn dabei zu haben. So war die Gefahr, es ihm vielleicht voller Stolz zeigen zu wollen, gebannt ....
Inzwischen ist alles gut so, wie es ist. Und daran möchte ich nichts ändern. Wenn mein Sohn irgendwann mal das Gefühl hat, den Kontakt zu seinem Erzeuger (es fällt mir wirklich schwer, von ihm als 'Vater' zu schreiben!) zu suchen, soll es so sein. Ich werde hier aber nicht 'Schicksal' spielen, wobei ich meinen Ex schon gebeten habe, Nase (mein Kosename für meinen Sohn) die Entscheidung zu überlassen. Er weiß, dass ich immer die aktuellen Anschriften und auch Telefonnummern vom Ex habe und wo er sie finden kann. Wenn er also das Gefühl hat, den Kontakt herstellen zu wollen, kann er das tun. Und er weiß auch, dass ich ihn in allem unterstütze und beistehe. Wir haben oft darüber gesprochen und ich denke, mehr kann ich nicht tun.
Ich weiß nicht, was hier richtig oder falsch ist ... ich habs nicht geübt und kann nur aus dem Gefühl heraus handeln, wobei ich immer hoffe, das Richtige zu tun ....
So saßen wir einige Stunden zusammen und haben geredet. Und nichts regte sich in meinem Bauch. Da ist absolut nichts mehr. Nicht mal wirklich Mitleid. Obwohl er im Grunde ein bemitleidenswerter Mann ist, der wieder einmal vor dem Nichts steht und aufgrund seiner fehlenden Gesundheit auch nicht mehr wirklich die Möglichkeit hat, daran etwas zu ändern. Er ist ein körperliches und psychisches Wrack, der - wie eigentlich auch schon zu unserer gemeinsamen Zeit (17 Jahre) - immer noch an der Realität vorbei denkt und der in seinen Augen nie selbst Schuld an seinem Leben ist ... das sind immer die anderen, die Umstände ... gruselig. Er war schon zu unserer Zeit Tabletten-süchtig und das hat sich ganz dramatisch verschlimmert. Und sein Bewusstsein dafür hat sich noch immer nicht entwickelt ...
Es wird wohl, wenn es nicht wieder zufällig passiert, keine Wiederholung des gestrigen Abends geben. Das Buch ist zu. Und meine damalige Entscheidung, mich von ihm zu trennen, war eindeutig die richtige. Manchmal ist es ja schon so, dass man denkt, 'mit mir' wäre das alles nicht passiert. Aber als er gestern so vor mir saß, war mir klar, dass sein Leben genauso verlaufen wäre, wäre ich an seiner Seite geblieben. Und da ich vor 15 Jahren schon sah, welche Entwicklung sein Leben nehmen würde, traf ich die Entscheidung, lieber allein mit meinem Sohn unseren Weg weiter zu gehen.
Aber es wurde mir auch sehr bewusst, wie sehr mein Kind auch Kind von ihm ist. Viele Ähnlichkeiten, und nicht nur äußere, wurden mir sehr deutlich. Mit dem Leben im Grunde überfordert zu sein, alles aus einem Wolkenkuckucksheim zu betrachten und an alles eher naiv ranzugehen ... da sind sich die beiden erschreckend ähnlich.
Ich bin mit ihm, unserer Vergangenheit absolut im Reinen. Auch das wurde mir gestern Abend mehr als deutlich. Und ich war froh, als ich nachts neben meinem Mann saß, wieder bei ihm und zu Hause war ... in meiner Ordnung, unserem Leben. Und doch wurde mir auch gestern klar, dass sich auch meine Männer in vielem ähneln. Sehr sogar ... aber wen wundert's? ;-)
ChaosLady - Di, 22. Aug, 10:34
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Lange-Weile - Do, 24. Aug, 21:39
Wie gut...
..das man sich mal wieder sieht und sprechen kann. Ein gutes Mittel zum überprüfen - wie stehe ich noch zur Person? Das bringt inneren Frieden und der schwingt aus deinem Eintrag mit.
Wer sich in die Wolken zurückzieht, hat Angst vor dem Leben. Ein Mann, der diese Angst hat, wird sie verdrängen. Angst und Mann - dass paßt nicht zusammen. Aber die verdrängte Angst sucht sich ihren Weg und bereitet Schmerzen. Diese mit Tabletten zu bekämpfen ist legitimer als mit Alkohol. Das fällt für die Umwelt nicht auf.
Der Zersetzungsprozeß der Persönlichkeit beginnt erst, wenn der Betroffe sich seiner Sucht bewußt wird, aber auch diese verdrängt. Unterschwelling macht sich das Gefühl breit - auf der ganzen Linie versagt zu haben. Das ist ein Zermürbungsprozeß. der die gesamte Energie des Süchtigen aufbraucht. Damit beginnen auch die Beziehungen zu zerbrechen. Das soziale Umfeld zerfällt wie bei einen Alkoholiker.
Die Angst vor dem Leben - ungern gesteht ein Mann sich dies ein, wenn er die Angst besitzt. Lieber zerbricht er daran - vielleicht ist das in den Augen deines Ex Männlicher, statt als "Jammerlappen" bei einen Psychologen auf der Chouch zu liegen, um mit ihm gemeinsam nach der Angst zu graben, die sein Leben aushölt.
"Du schaffst es nur allein, doch allein schaffst du es nicht!"das ist ein Satz, dessen ein Süchtiger sich erst bewußt sein mußt. Und das geschieht nur, wenn er über genügend Selbsterhaltungstrieb verfügt. Den schwierigen Weg dorthin kann der Süchtige nur allein gehen und dazu muß er sich erst geschlagen geben.
Der Entzug von Tabletten soll mörderisch sein - verbunden mit Wahnvorstellungen. Ich hab Delirien von einem Alkoholiker miterlebt. Das vergesse ich mein Leben nicht und auch die Ängste nicht, die in diesem Moment vom Süchtigen freigesetzt werden. Sie greift auf die Angehörigen über bis auch sie Togesangst verspüren. Ein Entzug ohne Klinikaufendhalt ist gefährlich für alle Beteiligten.
Dein Ex hat die Hölle der Tablettensucht unterschätzt, die sich jetzt vielleicht schon in seine neue Wohnung etabliert und es öffnet sich die Tür zu seiner inzwischen motierten Angst, der er ein Leben lang ausgewichen ist...
LaWe
Wer sich in die Wolken zurückzieht, hat Angst vor dem Leben. Ein Mann, der diese Angst hat, wird sie verdrängen. Angst und Mann - dass paßt nicht zusammen. Aber die verdrängte Angst sucht sich ihren Weg und bereitet Schmerzen. Diese mit Tabletten zu bekämpfen ist legitimer als mit Alkohol. Das fällt für die Umwelt nicht auf.
Der Zersetzungsprozeß der Persönlichkeit beginnt erst, wenn der Betroffe sich seiner Sucht bewußt wird, aber auch diese verdrängt. Unterschwelling macht sich das Gefühl breit - auf der ganzen Linie versagt zu haben. Das ist ein Zermürbungsprozeß. der die gesamte Energie des Süchtigen aufbraucht. Damit beginnen auch die Beziehungen zu zerbrechen. Das soziale Umfeld zerfällt wie bei einen Alkoholiker.
Die Angst vor dem Leben - ungern gesteht ein Mann sich dies ein, wenn er die Angst besitzt. Lieber zerbricht er daran - vielleicht ist das in den Augen deines Ex Männlicher, statt als "Jammerlappen" bei einen Psychologen auf der Chouch zu liegen, um mit ihm gemeinsam nach der Angst zu graben, die sein Leben aushölt.
"Du schaffst es nur allein, doch allein schaffst du es nicht!"das ist ein Satz, dessen ein Süchtiger sich erst bewußt sein mußt. Und das geschieht nur, wenn er über genügend Selbsterhaltungstrieb verfügt. Den schwierigen Weg dorthin kann der Süchtige nur allein gehen und dazu muß er sich erst geschlagen geben.
Der Entzug von Tabletten soll mörderisch sein - verbunden mit Wahnvorstellungen. Ich hab Delirien von einem Alkoholiker miterlebt. Das vergesse ich mein Leben nicht und auch die Ängste nicht, die in diesem Moment vom Süchtigen freigesetzt werden. Sie greift auf die Angehörigen über bis auch sie Togesangst verspüren. Ein Entzug ohne Klinikaufendhalt ist gefährlich für alle Beteiligten.
Dein Ex hat die Hölle der Tablettensucht unterschätzt, die sich jetzt vielleicht schon in seine neue Wohnung etabliert und es öffnet sich die Tür zu seiner inzwischen motierten Angst, der er ein Leben lang ausgewichen ist...
LaWe
ChaosLady - Do, 24. Aug, 22:15
Hallo LaWe, schön dich hier zu lesen ;-)
Die Tablettensucht ... ich bin davon überzeugt, dass er sie als solche nicht sieht. Heute noch war er allerdings zumindest überzeugt, in die Klinik gehen zu wollen. Ich hoffe für ihn, dass der Termin ganz schnell kommen wird in den nächsten Tagen.
Und ich wünsche ihm von Herzen, dass er jetzt den richtigen Weg geht und am Ende als Ganzes wieder hervor kommt.
Dir einen lieben Gruß ... und wir sehen uns das nächste Mal! ;-)
Die Tablettensucht ... ich bin davon überzeugt, dass er sie als solche nicht sieht. Heute noch war er allerdings zumindest überzeugt, in die Klinik gehen zu wollen. Ich hoffe für ihn, dass der Termin ganz schnell kommen wird in den nächsten Tagen.
Und ich wünsche ihm von Herzen, dass er jetzt den richtigen Weg geht und am Ende als Ganzes wieder hervor kommt.
Dir einen lieben Gruß ... und wir sehen uns das nächste Mal! ;-)
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