Ich hab es heute mal wieder versucht. Habe einem Impuls nachgegeben und die Nummer meines Bruders gewählt, der nach dem Tod unserer Mutter ziemlich angepisst ist und der eigentlich keinen Kontakt mehr zu mir will. Klar. Wäre ich so gestrickt wie er, würde ich Auseinandersetzungen und vielleicht auch den daraus resultierenden Klärungen auch aus dem Weg gehen, in dem ich den Kontakt abbreche. So ist er. Ich aber nicht. Also lasse ich nicht locker. Melde mich immer mal wieder. Und vor einigen Wochen, als ich mich öfter bei ihm gemeldet hatte, waren die Gespräche fast schon als 'normal' zu bezeichnen, manchmal vergaß der Depp nämlich einfach, dass er stinkig auf mich sein will ... und dann gings. Aber irgendwas hat seine Wut auf mich wieder aktiviert und so will er eben mal wieder keinen Kontakt.

Vermutlich hat er in erster Linie mal Schiss, dass ich doch noch einen ausstehenden Betrag einfordere. Werde ich aber nicht. Den Grabstein zahle ich. Zumindest den Teil, der noch zu übrig bleibt. Meine Ma hatte Geld für ihre Beerdigung und alles, was damit zusammenhängt, über viele Jahre gespart. Ich habe das nie verstanden und war am Ende doch mehr als heilsfroh, dass dieses Geld da war und somit alles so sein konnte, wie sie es sich gewünscht hätte. Und der Betrag, der nun noch fehlt, wird von mir und meinem Mann beigesteuert und gut isses. Ich mag auch niemanden mehr fragen. Außerdem bin ich das meiner Ma einfach schuldig. Punkt. Und ich tue es gern und von Herzen. Auch Punkt. Außerdem bin ich mit solchen Sätzen wie 'die die am meisten erben, müssen sich am Ende auch drum kümmern' ins Leben entlassen worden und somit war mir das eh immer klar. Und am meisten geerbt habe ich schließlich auch. Aber auch am meisten dafür getan. Weil ich es wollte und meine Ma sehr geliebt habe, war mein Leben, so wie ich es gelebt habe mit ihr, ganz selbstverständlich für mich und vor allem war es ein schönes Leben mit ihr, wenn auch nicht immer einfach ;-) Aber mit mir sicher auch nicht.

Ok, lass ich meinen großen Bruder mal wieder ein Weilchen in Ruhe. Aber für immer kann ich das sicher nicht. Ich denke, irgendwann werde ich die 400 km zwischen uns hinter mich bringen und vor seiner Tür stehen. Und reden müssen. Mit ihm. Aber da wird wohl auch noch einige Zeit ins Land ziehen, bevor ich da wirklich den Mumm zu habe.

Es gibt da so viel Missverständnisse, so viel Sturheit. Und so etwas kann ich einfach nicht akzeptieren. Das schreit in meinen Augen förmlich nach einer Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten. Aber er ist da sehr viel sturer, als ich es je sein könnte. Zeit. Die brauchen wir wohl noch. Und nicht zu knapp, wie es scheint.